Ein persönlicher Gott existiert nicht

 
Einen persönlichen Gott gibt es nicht. Gott anzubeten und ihn um Hilfe zu bitten, hat keinen Sinn, weil ein solcher Gott nicht existiert. Ein Gott, der nicht existiert, kann uns nicht sehen, nicht hören und nicht helfen.
Der göttliche Wesensgrund in uns selbst, das Göttliche, das wir selbst in unserem Wesensgrund sind, ist aber Wirklichkeit. Dieses Göttliche ist nicht von uns getrennt, es ist kein Gegenüber, kein Anderer als wir. Dieses Göttliche sind wir selbst. Es ist unser Selbst, unser tiefstes Innreres, aus dem wir sind und leben. Das Göttliche ist unsere Wurzel, unser eigener Wurzelgrund.
Wenn man sagt: "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott", heißt das, dass Gott bzw. das Göttliche unser eigenes Selbst ist, das Selbst von allem, was existiert, das Sein des Daseins, das Leben, die Liebe, die Freiheit, der Frieden, die Freude, die Stille unseres eigenen Wesensgrunds. Es ist der Urgrund alles Existierenden, das Sein und das Nicht-Sein, das Alles und das Nichts in Einem, Alpha und Omega.
Das heißt nicht, dass es keine jenseitigen Welten gibt. Ich glaube schon, dass jenseitige Welten existieren, aber das Göttliche ist auch der tiefste Wesensgrund der jenseitigen Welten. Es ist der Urgrund alles Diesseitigen und alles Jenseitigen.
Das Göttliche ist aber auch ein unergründliches Geheimnis, das sich jedem rationalen Zugriff entzieht. Der Verstand kann es nicht verstehen und nicht erklären.
 
Da es keinen persönlichen Gott gibt, gibt es auch keinen Widersacher des persönlichen Gottes, keinen Satan.
 
Ich habe aber absolut nichts dagegen einzuwenden, dass Menschen ihren persönlichen Gott verehren. Man kann auch auf diesem Weg, dem Weg der liebenden Hingabe (Bhakti) zur vollständigen Erleuchtung gelangen.
Die Hare Krishna-Leute zum Beispiel lieben den persönlichen Krishna über alles. Ihre Seelen sind der All-Seele, die für sie Krishna ist, in reiner Liebe hingegeben. Diese reine Liebe der individuellen Seele zur persönlichen All-Seele ist eine sehr hohe Stufe des menschlichen Bewusstseins, unmittelbar vor dem All-Einen. Die reine Liebe der Krishna-Liebenden ist eine spirituelle Wirklichkeit, die möglicherweise auch in einer jenseitigen spirituellen Welt existiert. Für die Krishna-Verehrer ist ihre Liebe zum persönlichen Krishna so erfüllend und glückselig, dass sie ihre Individualität beibehalten wollen und ihr gestalthaftes Person-Sein nicht im All-Einen aufgeben wollen. Ins All-Eins-Sein einzugehen, ist für sie spiritueller Selbstmord, den sie ablehnen. Für sie ist Krishna die höchste Manifestation des Göttlichen, die aus ihrer Sicht über dem All-Einen Göttlichen steht. Wer weiß, vielleicht haben sie Recht?
Damit widerspreche ich mir selbst, womit ich sagen will, dass ich meine eigenen Erkenntnisse und Einsichten nicht als absolute Wahrheit dogmatisiere. Ich behaupte nicht, dass ich im Besitz der absoluten Wahrheit bin.
Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigenen Wahrheiten. Niemand muss meine Wahrheiten übernehmen. Ich bin nicht dagegen, dass Menschen meine Wahrheiten ablehnen. Das ist ihr gutes Recht, das ich voll und ganz respektiere und achte.