Ohne Überschrift 1

 
Dieses, mein Werk "Paranoide Schizophrenie - Verlust von Vertrauen und Selbstbewusstsein" ist wie ein großer, schwerer Stein, der ins Wasser gefallen ist und im Wasser Kreise um sich zieht, und zwar enge dörfliche Kreise und weitere Kreise, saarlandweite, deutschlandweite und weltweite Kreise.
Zunächst geht es um meinen eigenen Fall, der nicht nur im Dorf, nicht nur im Saarland, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein einmaliger Fall ist. So ist ja auch einer meiner Texte überschrieben: Ein weltweit einmaliger Fall. Ich bitte darum meinen Text "Ein weltweit einmaliger Fall" noch einmal zu lesen.
Mein Fall ist aber auch aus anderen Gründen ein weltweit einmaliger Fall. Ich behandle in diesem, meinem achten Buch, Themen, die von weltweiter Bedeutung sind. Das sind Themen, über die zum Beispiel auch Erich Fromm, ein Sozialpsychologe von weltweiter Bedeutung, schrieb.
Darüber hinaus weist dieses Buch auch auf die universale, transzendentale Dimension hin. Es ist also auch von universaler Bedeutung.
Das ganz besonders Tragische in meinem Fall besteht darin, dass man mich trotz meiner weltweiten und universalen Größe und Weite meines Denkens immer noch nach wie vor auch heute noch in meiner geographischen Umgebung als Dorfdeppen und Dorfnarren verkennt.
 
In diesem Werk blicke ich auf den engsten, den dörflichen Kreis und schaue dann immer weiter bis zum weltweiten und universalen Kreis. Ich gehe vom intimen Persönlichen bis zum überpersönlichen, universalen, transzendentalen Absoluten.
Was ich schonungslos offen und ganz direkt über mein persönliches Intimes geschrieben habe, wird den Lesern peinlich sein. Es ist beschämend und wird für exhibitionistisch gehalten, weil kein normaler Mensch sein Intimstes an die große Glocke hängt. Es ist nicht normal, das eigene Intimste der Öffentlichkeit preiszugeben. So etwas tut nur ein Verrückter. Dies ist mir vollständig bewusst. Warum habe ich es trotzdem getan?
Auch dass ich das Dorf und die ganze ländliche Umgebung schonungslos offen und ganz direkt als im Verhältnis zu nicht konformen, unkonventionellen Außenseitern wie mir engstirnig beschränktes und boshaftes soziales Milieu bloßstelle, ist nicht normal. Auch das tut kein normaler Mensch. Auch so etwas tut nur ein Verrückter. Auch dies ist mir vollständig bewusst. Warum habe ich es trotzdem getan?
Ich habe es trotzdem getan, weil es nur auf diese Art und Weise möglich ist, alle Gründe und Zusammenhänge meines schweren seelischen Leidens zu durchschauen, zu erkennen und zu verstehen. Nur so können die Leser verstehen, dass die Diagnose "paranoide Schizophrenie", die mir erstmals 1977 gestellt wurde, eine falsche Diagnose ist.
Auch diese, meine psychologische und sozialpsychologische Analyse, ist weltweit einmalig, denn es ist mir niemand bekannt, der diese Analyse vor mir öffentlich vollzog.
 
Mein seelisches Leiden ist ein vierfaches Leiden:
 
1. Die Menschen im Dorf und in der ländlichen Umgebung des Dorfes machen mir Angst, sie bringen mich zur Verzweiflung, sie machen mein Leben sinnlos und sie machen mich einsam, weil sie schwere Vorurteile mir gegenüber haben und mich deshalb lieblos und böse behandeln. Sie haben mich wegen nichts zu LEBENSLÄNGLICH verurteilt. Das ist mein sozialpsychologisches Leiden.
 
2. Die Menschen im Dorf und in der ländlichen Umgebung des Dorfes ignorieren mich als Schriftsteller total. Sie wollen von meiner Schriftstellerei nichts wissen und tun, als würde ich als Literat nicht existieren. Sie machen mich damit zutiefst unglücklich. Das ist mein literarisches Leiden. Es ist mein schwerstes Leiden.
 
3. Ich leide mit allen leidenden Menschen und aller leidenden Kreatur mit. Das ist mein Mitleiden mit anderen Menschen und Lebewesen. Als Beispiele nenne ich, dass jeden Tag Tausende von Menschen verhungern und dass jeden Tag Millionen von Tieren grausam in Mastbetrieben gequält und danach bestialisch geschlachtet werden.
 
4. Ich bin gefangen in meinem Ich-Gehäuse wie in einem Gefängnis, wenn ich nur Oberfläche bin. Das ist mein Leiden an der fehlenden seelischen Tiefe, ein religiös-spirituelles Leiden. Es ist mein grundlegendes Leiden.
 
In einem Satz zusammengefasst, ist mein seelisches Leiden das Leiden an der fehlenden Liebe, an der Lieblosigkeit der Menschen, an ihrer Oberflächlichkeit, ihrer fehlenden seelischen Tiefe.
Mein seelisches Leiden ist das seelische Leiden vieler Menschen, von denen die Meisten ihr Leiden nicht ausdrücken und mitteilen können. Mein Fall steht stellvertretend für diese vielen Fälle. Ich gebe ihnen allen meine Stimme.
Dieses seelische Leiden ist nicht auf das Dorf, auf das Bundesland, auf Deutschland beschränkt. Es ist das seelische Leiden vieler Menschen auf der ganzen Welt. Sie leiden, obwohl in ihrem Leben alles in Ordnung zu sein scheint und alles in ihrem Leben gut läuft trotzdem und wissen oft selbst nicht richtig, warum und worunter sie leiden. Ich kann es ihnen sagen: Sie leiden an der fehlenden seelischen Tiefe ihres oberflächlichen Lebens. Obwohl sie in ihrem Leben alles erreicht haben und Grund zum Glücklich-Sein hätten, fehlt ihnen die seelische Tiefendimension. Es ist das Leiden der Menschen, welche die Oberflächlichkeit der Normalität unglücklich macht und deren Herzen sich nach seelischer Tiefe und Erfüllung sehnen.
 
Nicht nur mein Herz, die Herzen aller Menschen schreien in einer lieblosen Welt nach Liebe. Alle Herzen sehnen sich nach der allumfassenden Liebe im all-einen überweltlichen, göttlichen Wesen, das sich in dieser Welt durch uns Menschen offenbaren will. Doch in der Härte und Kälte des gnadenlosen, unerbittlichen Lebenskampfs dieser Welt, in der das Kapital regiert anstatt die Liebe und die Weisheit, sind unsere Herzen verschlossen zur inneren Tiefe. Sie sind einbetoniert von Oberflächlichkeit, Angst, Egoismus und Lieblosigkeit. Wir haben Mauern um uns gebaut anstatt Brücken zu bauen.
Ganz besonders schwer trifft es die intelligenten und empfindsamen Menschen, weil sie die Fähigkeit besitzen, zu erkennen und zu durchschauen, welches böse Spiel in der Welt stattfindet. Sie sind sich darüber bewusst und können daran seelisch erkranken, so dass sie nicht mehr so funktionieren können, wie sie es in dieser brutalen Leistungsgesellschaft müssen. Wer nicht mehr funktioniert wie die Leistungsgesellschaft es fordert und verlangt, wird gnaden-, mitleid- und erbarmungslos niedergemacht, das heißt sozial ausgeschlossen und ausgesondert als nutzloser Fresser, den die arbeitende Bevölkerung ernähren und durchschleppen muss. Was ich selbst diesbezüglich erlebt habe, ist unglaublich grausam. Mir wurde zum Beispiel an den Kopf geworfen, dass "wir für jede Scheibe Brot, die du faule Sau frisst, schaffen gehen müssen" oder dass so einer wie ich erschossen werden müsste, "aber für so einen wie dich wäre die Kugel noch zu schade."
 
Ich wäre vollständig zerstört worden, d.h. ich wäre schon lange auf Dauer in der geschlossenen Psychiatrie oder im psychiatrischen Pflegeheim untergebracht, wenn ich nicht den Weg des Schreibens eingeschlagen hätte. Wem niemand hilft, der muss sich selbst helfen. Ich habe mir auf dem Weg des Schreibens selbst geholfen und hoffe, dass ich damit auch den Lesern helfen kann, ihre eigenen Wege zu gehen.
 
Dorf im Bohnental, den 27. April 2020
Hans-Erich Kirsch