In der Wirklichkeit

 

Dorf im Bohnental, den 28.10.2019

 

Gestern war Sonntag. Ich fuhr gestern Morgen mit meinem Motorroller über Altland, Vogelsbüsch und Büschfeld nach Nunkirchen, um in der Wasgau-Bäckerei, die Sonntagvormittag geöffnet hat, einen Kaffee zu trinken. Ich stellte mich im Wasgau an die Bäckereitheke und bestellte mir eine Tasse Kaffee. Als die Bäckereiverkäuferin meinen Kaffee an der Kaffeemaschine zubereitete, drehte sie mir den Rücken zu. Eine andere Verkäuferin schaute mich von vorn an. Plötzlich, ohne dass ich etwas dazu tat, war mein Bewusstsein in meinen Hoden und meine Hoden bewegten sich wie läutende Glocken. Die beiden Verkäuferinnen nahmen dies wahr, obwohl es fast nicht wahrnehmbar war. Sie nahmen es wahr, weil es auch in ihnen etwas ausgelöst hatte. Es war vergleichbar mit einer elektrischen Entladung, einem Blitz. Es hatte gefunkt. Wir drei taten aber so, als wäre nichts gewesen. Als ich gleich darauf am Tisch saß und meinen Kaffee trank, verspürte ich eine starke heterosexuelle Geilheit und mein Glied erhob sich und wurde hart. Von alledem ließ ich mir aber nichts anmerken, sondern tat so, als wäre nichts.

Als ich meinen Kaffee getrunken hatte, fuhr ich über Michelbach und Außen nach Schmelz. Ich stellte meinen Motorroller hinter dem Rathaus ab und machte einen Rundgang über die hölzerne Primsbrücke, am Netto vorbei, an der Kreissparkasse rechts ab, über die große Primsbrücke, über die der Verkehr rollt, und nach der Brücke vor den Gleisen wieder rechts ab bis hinter das Rathaus zu meinem Motorroller. Bei diesem Rundgang war ich vollständig gegenwärtig in der Wirklichkeit des gestrigen Herbsttages und mein einziger Gedanke war, dass es nichts Höheres und nichts Schöneres geben kann, als vollständig in der Wirklichkeit gegenwärtig zu sein. Es ist ein Zustand vollständigen Geheilt-Seins, der immer öfter eintreten wird.