Mein erster und mein zweiter Brief an den Ortsvorsteher

(Aus meinem Buch "Das kleine Dorf und sein Schriftsteller" (2017)

 
 

Erster Brief

 

Betreff: Soziales Unrecht auf dem Land

 
Guten Tag, sehr geehrter Herr Ortsvorsteher,     27.01.2017
 
Hallo, M.,
 
diesem Brief anliegend befinden sich Texte von mir mit der Überschrift "Soziales Unrecht auf dem Land". Die Texte sind autobiographisch zu verstehen. Doch habe ich die Namen und Vornamen geändert bzw. nur die Vornamen gebraucht, um die gemeinten Personen und mich selbst zu schützen. Ich bitte Dich, meine Niederschriften zu lesen.
 
Ich will Dir in Deiner Funktion als Ortsvorsteher underes Dorfes mitteilen, wie ich meine Situation im Ort und das Verhältnis der Leute zu mir sehe. Ich betrachte die menschliche Kälte, die man mir entgegenbringt, als soziales Unrecht auf dem Land. Selbstverständlich weiß ich, dass die Leute eine andere Meinung dazu haben. Sie sagen, ich wäre selbst daran schuld, weil ich es "dementsprechend gemacht" hätte. Ich frage: Was habe ich denn gemacht? Was habe ich denn getan? Ich habe nichts getan, das es rechtfertigt, mir lebenslänglich, das lebenslängliche soziale Aus zu erteilen!
 
Mit meinem Personalausweis kann ich mich offiziell als unbescholtener Bürger ausweisen. Ich bin also rechtlich nachweisbar ein "weißes Blatt", um es in einem Vergleich auszudrücken. Doch fühle ich mich von den meisten Menschen in unserem Dorf behandelt wie ein Straftäter.
 
Gut, ich gebe zu, dass ich mich zweitweise, vor allem im Jahr 2011, sozial störend verhielt, um auf mich aufmerksam zu machen, weil ich auch damals schon als Mensch und als Literat total ignoriert wurde. Zu dieser Zeit machte ich in falscher Art und Weise auf mich aufmerksam, heute mache ich es mit meiner Werbung in richtiger Art und Weise. Ich habe also aus meinem Fehler gelernt. Zudem handelte es sich bei diesem Verhalten und und den damit einhergehenden "Taten" von damals rechtlich noch nicht einmal um Ordnungswidrigkeiten, viel weniger um Straftaten (gemeint ist, was in meiner Rubrik "Meine Schandtat" steht). Außerdem ist diese Phase schon einige Jahre vorüber. Jedenfalls ist alles, was ich tat, kein Grund, mich so kalt und desinteressiert zu behandeln und mich als Mensch und als Autor vollständig zu ignorieren. So behandelt man jemanden, der Kinder geschändet und ermordet hat, aber nicht einen strafrechtlich unbescholtenen Mann.
 
Betrachte diesen Brief und die anliegenden Texte bitte nicht als privates, sondern als öffentliches Anliegen. Das heißt, dass Du mein Anliegen auch in die öffentliche Debatte einbringen kannst.
 
mit freundlichen Grüßen
Hans-Erich Kirsch
 
P.S.
 
In meinen Texten habe ich mir natürlich auch ein wenig dichterische Freiheit eingeräumt, so dass nicht alles zu 100 Prozent den realen Tatsachen entsprechen muss. Ich habe auch ein bisschen hinzu gedichtet. Manches, was Peter Schwarz geschrieben hat, hätte ich unter meinem wirklichen Namen nicht geschrieben. Peter Schwarz und ich sind nicht ganz deckungsgleich, im Großen und Ganzen aber übereinstimmend.
Den Abschnitt "Kommentar meiner Lebensgefährtin" im zweiten anliegenden Text hat nicht meine Lebensgefährtin geschrieben, sondern ich selbst. Es ist aber tatsächlich so, dass meine Lebensgefährtin dem zustimmt. Was ich schreibe, bezeugt sie als realistisch und authentisch.
 
Die zwei meinem ersten Brief an den Ortvorsteher angefügten Texte habe ich bereits bei YouTube vorgelesen und veröffentlich. Hier sind die Internetlinks, die zu diesen zwei YouTube-Videos führen, zum Anklicken:
 
Erster meinem Brief angefügter Text:
 
 
Zweiter meinem Brief angefügter Text:
 
 
 
 

Zweiter Brief

 

Betreff: Soziales Unrecht auf dem Land

 
Guten Tag, sehr geehrter Herr Ortsvorsteher,    13.02.2017
 
in meinem ersten Brief bat ich Dich um eine schriftliche Antwort. Heute vor einer Woche sagtest Du mir vor dem Rewe-Markt, dass Du mir nicht schreiben wirst, sondern mir mündlich antwortest. Dass Du mein Anliegen mit mir vor dem Rewe-Einkaufsmarkt besprachst, fand ich nicht in Ordnung. Das war der falsche Ort dafür. Richtig wäre es gewesen, wenn Du mich angerufen hättest, um mir Bescheid zu geben,, dass Du mich bei mir daheim besuchst, um mit mir zu reden.
 
Zunächst möchte ich auf die extremste Deiner Aussagen eingehen. Du machtest mich darauf aufmerksam, es wäre für die Leute eine Provokation, dass ich vor dem REWE stehe, ja sogar, wenn ich vor unserem Haus an der Straße stehe, würde man das als Provokation auffassen. Das ist ja doch ein starkes Stück! Das ist der Gipfel der Absurdität! Wenn die Leute das als Provokation interpretieren, sind sie im Unrecht, denn es ist mein gutes Recht, da zu stehen. Ich kaufe im REWE ein, auch die ein-zwei alkoholfreien Getränke, die ich danach vor dem Markt konsumiere. Ich bin also ein REWE-Kunde. Das ist doch alles andere als verboten! Ich lasse die Leute in Ruhe und benehme mich tadellos. Solange das REWE-Personal nichts dagegen hat, darf ich das doch. Das Hausrecht im Markt und auf dem Gelände vor dem Markt hat die Marktleiterin. Sie hat da das Sagen. Die Leute sind Kunden wie ich und haben auch nicht mehr zu bestimmen als ich. Auch darf ich mein Auto parken, wo ich will. Jeden freien Parkplatz des Einkaufsmarkts darf ich nutzen. Ich betone immer wieder: Das ist doch mein gutes Recht! Im Gegenteil: Es ist ein Unrecht, jemandem sein gutes Recht verbieten zu wollen. Dass man mir meine bloße Anwesenheit als Provokation auslegt, das ist nicht rechtens. Denn rechtlich handelt es sich eindeutig nicht um eine Provokation. Und erst recht vor unserem Haus an der Straße. Da rauche ich meine Zigaretten. So soll es doch sein. Die Zigaretten, die ich draußen rauche, rauche ich nicht drinnen. Damit tue ich etwas Gutes. Aber auch wenn ich Nichtraucher wäre, dürfte ich mich selbstverständlich vor unser Haus an die Straße auf den Bürgersteig stellen. Das darf mir doch niemand verbieten. Dies ist so selbstverständlich, dass es schon absurd ist, es überhaupt erwähnen zu müssen. Wer etwas dagegen hat, ist „krank im Kopf“. Das ist dumm, böse und verrückt. Man kehrt die Tatsachen in ihr Gegenteil um, indem man Recht als Unrecht und Unrecht als Recht fehlinterpretiert. Man will anscheinend, dass ich mich im Haus verkrieche und nicht mehr vor die Tür gehe, damit man mich nicht mehr zu sehen und zu hören braucht. Vielleicht bekommt man ein schlechtes Gewissen, wenn man mich sieht. Oder will man, um meine dem ersten Brief anliegenden Texte wieder zu streifen, Peter Schwarz, den schwarzen Peter, aus seinem dörflichen Umfeld entfernen? Dies ist aber aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Das kann man nicht nur nicht, das darf man nicht. Damit sei dieses Thema an dieser Stelle erledigt.
 
 
 
 
Du gabst mir auch zu verstehen, dass die Leute sich nicht für meine Werke und meine Internetpräsenz interessieren. Darin besteht ja das Problem. Weil man meine literarischen Tatsachen nicht wissen will, stuft man mich als den Letzten ein. Wenn man sie wüsste, müsste man mich als den Ersten ansehen. Und doch will und kann ich niemanden zwingen, sich dafür zu interessieren. Ich mache nur von meinem guten Recht auf Werbung Gebrauch. Das ist legal und legitim. Aber auch meine Werbung interessiert niemanden. Man ignoriert auch sie. Man darf von Rechts wegen einen Menschen ignorieren, doch aus moralischer und religiöser Sicht ist es verwerflich, weil Ignoranz dem Ignorierten seelische Schmerzen zufügt. Ich frage Dich: Wofür interessieren sich denn die Leute, bezogen auf meine Person? Und ich gebe Dir die Antwort: Das Einzige, wofür sie sich interessieren, ist zu schauen, was ich falsch mache.
 
 
 
Das tue ich nicht nur in Bezug auf die Anderen, sondern auch in Bezug auf mich selbst. Genau dies ist der Vorgang der Psychotherapie, sowohl individuell als auch kollektiv. Sich darauf einzulassen, ist unangenehm, aber nur so kann individuelle und kollektive Heilung geschehen. Ich wurde ja nicht umsonst in der Saarbrücker Zeitung als intelligenter, sensibler Analytiker bezeichnet. Was ich tue, ist ein Versuch zu heilen. Ich schaffe also ein gutes Werk. Damit konfrontiere ich jedoch die Leser/Leserinnen mit ihrem psychologischen Schatten, was sie abwehren und verdrängen, indem sie meine Bücher als schlecht bezeichnen. Wahrscheinlich wirst auch Du es als Vertreter des schönen Scheins unseres Dorfs tun. Auch der Bürgermeister findet meine Werke aus diesem Grund schlecht. Fast alle bewerten sie deshalb als schlecht. Es stimmt nicht, dass Bücher, die schlecht verkauft werden, schlecht sind. Es ist auch nicht selten umgekehrt, d.h. dass manche Bücher von hoher Qualität sich schlecht verkaufen, weil sie über dem Niveau der Masse liegen. Denn die Masse will von ihren Schattenseiten nichts wissen. Das behaupte nicht nur ich. Es ist bekannt. Das Saarland liegt bundesweit an letzter Stelle bezüglich der Aufarbeitung seiner Vergangenheit und erst recht bezüglich der Aufarbeitung, die ich meine. Dies betrifft auch die saarländischen Schriftsteller und Künstler. Auch sie wollen keine therapeutische Aufarbeitung. In der Literaturszene ist meine Art zu schreiben unerwünscht. Auch die Literaten wollen keine „Psychos“ unter sich. Doch meine literarische Aufarbeitung ist nicht nur ein individueller, sondern auch ein kollektiver Heilungsprozess. Denn auch mein Leiden ist nicht nur ein individuelles, sondern auch ein kollektives Leiden. Es ist nicht nur mein Leiden, sondern das Leiden Aller. Diese Aussage scheint unverständlich zu sein, ist es aber nicht. Wie kann mein Leiden das Leiden Aller sein? Es ist so zu verstehen, dass wir alle, nicht nur „psychisch Kranke“, allgemeinmenschliche Abwehrmechanismen anwenden, um allgemeinmenschliche Schattenkräfte nicht wahrzunehmen. Was ich schreibe, ist unerhört und empört die Leute, da es sie auch mit sich selbst konfrontiert, mit ihrer eigenen Dunkelheit. Dieses Unerhörte, das die Leute empört, ist nicht nur mein, sondern auch ihr Schatten, den sie nicht sehen und von dem sie nichts wissen wollen. Sie wollen lieber schönen Schein vorspielen. Das ist einfacher und bequemer. Das Dunkle stört zwar, aber nur wenn es bewusst gemacht und durchleuchtet wird, können wir zu wahren, wirklichen Menschen werden. Weil ich die Leute nicht nur mit meinem, sondern auch mit ihrem eigenen Schatten konfrontiere, werde ich als Störung aufgefasst. Ich will mich nicht mit Jesus Christus vergleichen, doch der „Fall Jesus Christus“ war meinem Fall ähnlich. Auch Jesus Christis wurde aus dem gleichen Grund als Störung der gesellschaftlichen Ordnung missverstanden und deswegen gekreuzigt. Heute würde man Jesus Christus auf moderne Art und Weise kreuzigen, nämlich in der Psychiatrie mit Haldol. Mit Haldol oder Haloperidol oder Leponex würde man ihm seine „verrückten Ideen“ schon austreiben. Wenn das nicht funktionieren würde, würde man ihn als unheilbaren Fall erklären und lebenslänglich wegsperren. Ich kenne einen Mann aus dem Bohnental, mit dem man dies tat. Du kennst ihn auch (Andreas Wirschum). Er wurde ans „Andreaskreuz“ geschlagen, weil er ein Jünger eines Meisters war.
 
 
Psychotherapie bzw. literarische Psychotherapie hat nur einen Sinn, wenn sie nicht dabei stehen bleibt, den Schatten aufzudecken, sondern auch auf das LICHT hinweist, das noch tiefer, jenseits von schönem Fassadenlicht und hässlichem dunklem Schatten, alles umfassend und alles durchdringend strahlt. Dieses LICHT nennen wir in christlicher Terminologie Gott. Bei diesem Thema geht es um die tiefsten Fragen und die tiefsten Antworten des menschlichen Geistes, um Philosophie, Religiosität und Mystik, um das, was seit jeher die klügsten Köpfe der Menschheit beschäftigt. Auch das ist Bestandteil meiner Bücher und auch damit komme ich bei durchschnittlichen Menschen nicht an. Das tun „Normale“ in ihrer Unwissenheit und ihrer Ignoranz ab als „Schwachsinn, der niemandem etwas nützt“, weil es ihnen zu hoch hängt. Doch dieser „Schwachsinn, der niemandem etwas nützt“ bildet das Fundament jeder Gesellschaft und bestimmt Grundgesetz und Gesetz. Jedoch interessiert es keinen „normalen“ Menschen. Das liest kein durchschnittlicher Geist. Auch deshalb werden meine Bücher kaum gekauft und gelesen.
 
 
Bis jetzt befinden sich sechs Bücher von mir im Buchhandel, die alle unter der Rubrik „Kultur“ in der Saarbrücker Zeitung vorgestellt wurden. Auch meine Lesungen wurden als kulturelle Veranstaltungen in der Saarbrücker Zeitung beworben. Ich stehe auf einer Internetseite der Universität des Saarlandes unter den Autoren im Saarland. Die Universität des Saarlandes repräsentiert Intelligenz und Bildung. Das ist also eine saarlandweite Anerkennung meiner literarischen Intelligenz und Bildung. Ich werde von der Ministerpräsidentin des Saarlandes zu kulturellen Veranstaltungen in die Staatskanzlei eingeladen, weil ich ein Kulturschaffender bin. Ich werde jedes Jahr zur Frankfurter und zur Leipziger Buchmesse eingeladen, um dort meine Bücher zu präsentieren. Ich bin Mitglied im Freien Deutschen Autorenverband FDA. Usw. usf. Das sind keine Behauptungen von mir, die man glauben kann oder nicht, sondern beweisbare Tatsachen. Das sind keine Glaubenssachen, sondern Tatsachen, um es zu wiederholen. Tatsachen sind und bleiben Tatsachen, auch wenn man sie nicht sehen und nicht an sie glauben will. Ich leiste also bewiesenermaßen einen kulturellen Beitrag, und zwar saarlandweit, also auch für Dorf im Bohnental. Das hat vor mir im Dorf noch niemand in diesem Ausmaß geschafft. Diesbezüglich bin ich im Ort der Erste. Das alles habe ich trotz meines seelischen Leidens auf die Beine gestellt. Dafür hätte ich von den Leuten zumindest den Respekt verdient, den an sich jeder Mensch schon wegen seines bloßen Menschseins verdient.
 
 
 
 
"Mein Lebensgefährte, Hans-Erich Kirsch, wird in Dorf im Bohnental, wo "die Dorfgemeinschaft nach wie vor bestens intakt ist und alle an einem Strang ziehen" und im gesamten Bohnental, in dem "Idylle pur herrscht", als Mensch nicht beachtet und ausgegrenzt und auch als Autor vollständig ignoriert. Einerseits leidet Hans-Erich darunter schwer, andererseits findet er es lächerlich. Davon schreibt man nichts in der Zeitung. Das will und soll man nicht wissen. Wer in Dorf im Bohnental und im gesamten Bohnental nicht 100prozentig konform geht und nicht 100prozentig "normal" ist, dem ergeht es so. Ungewöhnlich bzw. "nicht normal" zu leben und zu sein, wird automatisch als schlecht bewertet. Ungewöhnliches und "Nicht Normales" kann ja auch etwas Gutes sein. Schließlich waren und sind alle überragenden Menschen der Geschichte ungewöhnlich und "nicht normal". Außer Hans-Erich gab es, hier wie überall, schon immer und gibt es noch heute ein paar wenige unkonventionelle, ungewöhnliche, "nicht normale" Personen, denen man deutlich zeigt, dass sie nicht dazu gehören. Das wird in der öffentlichen Darstellung nach außen tot geschwiegen. Deshalb weise ich hiermit auf diesen allgemeinen sozialen Mangel hin, den auch Hans-Erich in seinen Büchern kritisiert. Das ist unser gutes Recht."
 
 
 
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Erich Kirsch
 
Anmerkung
 
Meinen zweiten Brief an den Ortsvorsteher habe ich nicht abgeschickt, da sein Inhalt weit über den Horizont der Dorfmentalität hinausreicht.